LG Bad Soden / Neuenhain

Leichtathletik

Jungfrau Marathon - Erlebnislaufen 2012 – Das große Finale in der Schweiz

Am 8. und 9. September war es soweit, der Jungfrau-Marathon mit Start in Interlaken und Ziel auf der „kleinen Scheidegg“ wird ausgetragen. 2012 im 20. Jubiläumsjahr mit einem Doppelstart und der WM im Langstrecken-Berglauf.
Nach Anreise am Donnerstagabend und einem gemütlichen Abend mit Freuden im Privatquartier stand am Freitag als erster Programmpunkt die Abholung der Startunterlagen im Eventzelt auf dem Programm. Schon hier zeigt sich Schweizer Präzision: alles ist klar beschildert, die Abläufe sind reibungslos und alle sehr freundlich und hilfsbereit.
Das tut gut und senkt die Nervosität, gerade wenn man als Depütant an den Start geht. Erstes Mal Jungfrau-Marathon, erster Bergmarathon und auch zum ersten Mal überhaupt in den Bergen.
Morgen wird sich zeigen, ob die Trainingseinheiten im Taunus und am Rheinsteig ausreichend waren; genügend Höhenmeter in den 3 Monaten Vorbereitung eingebaut waren, um Körper und Geist auf den Berg einzustimmen. Es warten ~ 1900 Höhenmeter mit teilweise sehr steilen Passagen und herausforderndem Untergrund in noch dazu ungewohnter Höhe.
Die Zeit bis zum Start vergeht schnell und schon stehe ich am Samstag gestärkt und optimistisch um kurz vor 9 bei herrlichem Sonnenschein und klarer Luft am Start.
Die ersten Kilometer führen uns in einer Schleife durch Interlaken vorbei an jubelnden Zuschauern. Ich genieße die Stimmung und laufe sehr verhalten.
Die weiteren Kilometer führen uns an den Rand des Brienzersee und durch Böningen, überall werden wir angefeuert. Das Ambiente ist idyllisch und auch etwas unwirklich, die Straßenzüge, Häuser, die Landschaft – ich fühle mich wie in einer Postkartenlandschaft.
Bei Kilometer 10 an der uralten Holzbrücke von Wilderswil folgt der erste ruppige Anstieg und ich merke direkt wie gut ich in den Berganrhythmus komme und freue mich immer mehr auf die wartenden Bergkilomter.
Die Versorgungsstände sind reichlich und gut besetzt. Bei dem warmen Wetter und der anstehen Herausforderung nutze ich den Service konsequent von Beginn an.
So fliegen die Kilometer und Orte wie Gsteigwiler und Zweilütschinen an mir vorbei, ich erfreue mich an meinem guten Laufgefühl und dem beeindruckenden Panorama.
Und schon sind angekommen in Lauterbrunnen die ersten 25 km geschafft, genau im Plan von knapp unter 2:30 h. Ich höre die Wortfetzen „gleich geht es richtig los“ und so ist es dann auch.
Nach der nächsten Verpflegungsstelle geht es hoch in die Wand – über den berüchtigten Serpentinenweg nach Wengen. Etliche Kurven mit gerölligem und wurzeligem Untergrund mit kräftiger Steigung lassen uns alle wandern.
Die Kilometer sind nun im 250 m-Rhythmus ausgeschildert. Der Schnitt sinkt immens, 12-15 min brauche ich für die beiden heftigsten Kilometer. Aber meine Beine mögen diese Belastung und ich überhole viele andere Teilnehmer.
In Wengen – nach absolvierten 30 km – bin ich nach 3:18, weiterhin in guter Stimmung und ohne Zipperlein.
Die folgenden 7 km absolviere ich in ständigem Wechsel zwischen Laufen und dynamischen Marschieren, versorge mich ordentlich und passiere somit viele weitere Läufer. Die angebotenen Massagen an den Sani-Stationen werden zahlreicher und auch von vielen gerne in Anspruch genommen.
Glücklicherweise kann ich unbeeinträchtigt weiterlaufen, mich an der glitzernden Sonne auf der schneebedeckten Jungfrau erfreuen und die immer wieder am Rand stehenden anfeuernden Zuschauer genießen.
Ab km 37,5 wird es dann noch einmal richtig hart, die Moräne steht an. Laufen ist nicht mehr möglich, überholen auch nicht. Die Läuferschlange bewegt sich nun für 3,5 km auf einem felsigen steilen Pfad den Berg hinauf. Es ist bei jedem Schritt Vorsicht geboten, die Arme braucht man teilweise zum Ausbalancieren.
Dann endlich höre ich den Dudelsack und am Rand stehen Frauen und reichen kleine Stücken Schweizer Schokolade. Der letzte Kilometer naht!
Noch ein kleines Berganstück, dann einige steile Schritte auf Felsstücken bergab. Mehrere Helfer stehen seitlich bereit, um als Geländer zu fungieren und die Läufer vor dem Absturz zu bewahren.
Dann geht es steil hinab und nach einer kleinen Rampe nach der Unterführung ein letztes Stück um den See herum. Ich höre den Zielsprecher und die große Zahl an jubelden Menschen am Streckenrand im Zielbereich.
Es ist wahr, es ist geschafft! Ich lasse mir die Medaille umhängen und bin ergriffen von dem Moment der Freude.
Auch nach dem Zieleinlauf ist für alles gesorgt, Getränke, Nahrung, Finishergeschenk; ich hole meinen Rucksack, nutze den Service der Post, eine Karte von der kleinen Scheidegg in die Heimat zu senden und geniesse die komfortable und warme Dusche und das sommerliche Wetter.
Auf dem Weg zurück ins Tal in der Jungfraubahn wird mir noch einmal bewußt, wie steil, aber auch wunderschön der Weg zum Gipfel war.
Die Anstrengung ist bereits vergessen, die Vorfreude auf den nächsten Start wächst.



Müller Kristin, LG BSN 5:15.48,1
Gesamt 446. (1363), AK (F20) 179. (395)



Kristin Müller
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